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Portraits von am 12. Juli 2014 präventiv inhaftieren Aktivisten in Sao Paulo.

Das düstere Erbe der WM

Von der Öffentlichkeit völlig unbeachtet haben sich kurz vor dem Endspiel der WM noch dramatische Szenen abgespielt. Mit einen extrem hohen Aufgebot an Sicherheitskräften wurden Proteste in Rio de Janeiro im Keim erstickt. Es war deutlich sichtbar: um keinen Preis sollten kritischen Stimmen das grosse Abschiedsfest verderben.

Für den Tag des Endspiels (13. Juli 2014) war um 13h eine Protestaktion auf der Praça Saens Peña geplant. Bereits um 10 Uhr war der Platz von der Militärpolizei umstellt. Die Polizeieinheiten waren Teil eines immensen Aufgebots an Sicherheitskräften von insgesamt 26.000 Mann. Als die Demonstranten in Richtung Maracanã Stadion ziehen wollten, wurde die Demonstration gewaltsam niedergeschlagen. Ein Beobachter hielt das Vorgehen der Polizei auf einem Video fest. Das Video von Coletivo Mariachi zeigt (unter anderem), wie die Einsatzkräfte gezielt gegen FotografInnen, FilmerInnen und JournalistInnen vorgehen, um zu verhindern, dass sie die Polizeigewalt dokumentieren.

Einschüchterung durch präventive Festnahmen
Bereits am Vortag des 13. Juli wurden in Rio de Janeiro und Porto Alegre 17 Aktivisten der WM-Protestbewegung unter der Anschuldigung “der Gründung krimineller Vereinigungen” präventiv festgenommen. Insgesamt wurden 60 Haftbefehle ausgestellt. Betroffen waren auch Mitglieder unserer Partnerorganisation ANCOP, sowie ProfessorInnen, Rechtsanwälte, LehrerInnen, StudentInnen und Aktivisten verschiedener sozialen Bewegungen. Klares Ziel dieser Festnahmen war die Protestbewegung zu demobilisieren und einzuschüchtern. Erst am 17. Juli wurden zwölf der in Rio de Janeiro verhafteten Aktivisten aus der Untersuchungshaft freigelassen. Die restlichen fünf sind weiterhin inhaftiert. Unter den Verhafteten ist zum Beispiel die junge Universitätsprofessorin Camila Jourdan.

Rechtsberatung für inhaftierte Aktivisten
Für unsere Partnerorganisation ANCOP das bisherige Fazit besorgniserregend. Die Niederschlagung friedliche Proteste ist in Brasilien seit den Massenprotesten im Juni 2013 fast zur Regel geworden. Unter dem Vorwand “öffentliche Sicherheit” werden rechtstaatliche Prinzipien ausgesetzt und soziale Bewegungen gezielt verfolgt und kriminalisiert. terre des hommes schweiz nutzt die Spenden, die durch die Aktion “Social Pay per View” generiert werden konnten, um die inhaftierten Aktivisten Rechtsberatung oder Kaution zu unterstützen.

Nach der WM ist vor den Olympischen Spielen
In zwei Jahren finden in Brasilien die Olympischen Spiele statt. Es wird sich zeigen, ob und wie stark die Organisatoren und die brasilianische Regierung auf Vertreibung und Repression zurückgreifen wird, um das Land für die Spiele “bereit” zu machen. Die ANCOP, mit Hilfe von terre des hommes schweiz, wird sich weiterhin für die Bürgerrechte stark machen, denn die sozialen Bewegungen konnten nicht mundtot gemacht werden. Gerade im Hinblick auf die Wahlen im Oktober wird die öffentliche Auseinandersetzung um soziale und politische Rechte in Brasilien weiter gehen.

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