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Migration ist oft das kleinere Übel

Wer die Chance hat im südlichen Afrika in einer der grossen Minen Arbeit zu bekommen, hat vielversprechende Aussichten auf einen guten Verdienst und einen besseren Lebensstandard. Diese Vorstellung verlockt auch viele Jugendliche dazu, ihre Heimat zu verlassen und in den Minenregionen ihr Glück zu suchen. Zu oft erfüllen sich ihre Hoffnungen aber nicht. Das zeigt eine Studie zur Migration Jugendlicher in den Minenregionen Tansanias.

Weltweit boomt der Rohstoffabbau. Die Hoffnung, in den grossen Gold- und Diamantenminen der internationalen Multis gutes Geld zu verdienen, lockt viele Jugendliche, in die Minenregionen. So auch in Tansania, wo sich terre des hommes schweiz mit ihren Partnerorganisationen engagiert. Dort ziehen die Minen Jugendliche aus ärmeren Gegenden des Landes an. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf die Jugendlichen und die Minenregion. Um besser zu verstehen welche, hat terre des hommes schweiz eine Studie zum Thema Migration in Auftrag geben, deren Ergebnisse nun vorliegen. Eine Erkenntnis daraus: Für die wenigsten Jugendlichen erfüllen sich die Hoffnungen.

Lockende Versprechungen
Zuhause leben die jungen Leute meist in schwierigen ökonomischen Verhältnissen. Der Tod der Familienversorgenden, familiäre Probleme oder Misshandlungen bringen die Jugendlichen dazu wegzugehen. Die Studie zeigt ausserdem auf, dass die meisten zuwandernden Jugendlichen aus überdurchschnittlich kinderreichen Familien kommen. Die meisten (90 Prozent) hatten vor ihrem Weggang keine formale Anstellung – ein Indiz dafür, dass sie kaum über Nachweise ihrer Fähigkeiten verfügen, die ihnen bei der Arbeitssuche helfen.

Rund zehn Prozent der befragten Jugendlichen kommen durch die Vermittlung von Verwandten, Bekannten oder Vermittlern in die Minenregionen. Was zunächst wie ein Freundschaftsdienst aussieht, entpuppt sich oft als ausbeuterisches Schlepperwesen. Diese Erfahrung machte auch eine 17-Jährige: Eine Frau, die in unserem Dorf Kleider verkaufte, freundete sich mit meiner Mutter an. Sie versprach mir zu helfen, einen Job in Shinyanga zu finden und mir das Busticket dorthin zu kaufen. Sie sagte, ich müsse es erst zurückzahlen, wenn ich Arbeit hätte.” Wie viel das Ticket die Frau kostete, weiss die junge Frau nicht. Jetzt arbeitet sie aber als Kellnerin in einer Bar und zahlt monatlich ihre Schulden ab – ohne zu wissen, wann diese endlich beglichen sein werden.

Mehrheit ohne grosse Chancen
Grosse Minen verändern immer auch ihre räumliche und gesellschaftliche Umgebung. Meistens wird in unmittelbarer Nähe der grossen Abbauflächen small scale mining betrieben: Kleinschürfer versuchen mit einfachen und häufig gesundheits- und umweltgefährdenden Mitteln ihr Glück. Durch die Zuwanderung entstehen in dieser Umgebung slumartige Minenstädte. Bars und Kleinhandel erhalten Auftrieb, Prostitution und Gewalt nehmen zu. Vor allem Mädchen und junge Frauen, die kaum Arbeit in den grossen Minen finden, sind sexuellen Übergriffen von Arbeitgebern und Kunden ausgesetzt. Ganze 37 Prozent der migrierenden Jugendlichen sind jünger als 18 Jahre, die Grenze für eine legale Anstellung, so die Studie. Dies fördert Ausbeutung und Kinderarbeit, die zwar nicht bei den grossen Minenkonzernen, aber in allen anderen Betätigungsfeldern anzutreffen sind.

Jene Jugendlichen, die in den grossen Minen arbeiten oder es sonst zu einem guten Verdienst geschafft haben, leben verhältnismässig gut. Das sind aber nur rund 6 Prozent. Etwa ein Drittel arbeitet im kleinen, informellen Abbau.

Keine Frage der Wahl
So beurteilt die Mehrheit der befragten Jugendlichen ihr Leben in der Migration als nicht besser als vorher. Besser oder schlechter ist aber häufig nicht das entscheidende Kriterium, um zu bleiben und nicht wegzugehen. “”Mein Leben hier in Geita ist elend. In Magu, wo ich herkomme, ist es aber schlimmer””, stellt zum Beispiel ein 23-jähriger Mann fest. “”Den Nilbarsch, von dem wir gelebt haben, gibt es nicht mehr. Was kann ich anderes tun, als hier in den Minen mein Glück versuchen?””
Was es mit der Fotografie genau auf sich hat und andere interessante Artikel finden Sie in unserer Hauszeitung (Ausgabe 3 – 2012) als PDF.”

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