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Per Radio direkt ins Ohr und das Bewusstsein der Menschen

In der Region Geita, im Norden Tansanias, ist Gewalt gegen Kinder und Frauen alltäglich. In regelmässigen Radiosendungen spricht unsere Partnerorganisation Nelico über geschlechtsspezifischen Gewalt und lanciert damit eine öffentliche Diskussion dazu.
Sascha Tankerville / Samuel Rink

Es ist stickig und eng im Studio des Lokalradios Storm FM, dem Sender in der Region Geita im Norden Tansanias. Dicht gedrängt berichten an diesem Tag acht Frauen, Mädchen und Jungen von ihren Erfahrungen mit geschlechtsspezifischer Gewalt. Es ist eine Sendung unserer Partnerorganisation Nelico (New Light Children Center Organization).

Gerade erzählt die 17-jährige Amidha Kovu* ihre Geschichte. Sie lebte früher mit ihren Geschwistern unter sehr ärmlichen Verhältnissen auf dem Land. Im Wald wo sie regelmässig Feuerholz suchte, um etwas Geld zu verdienen, wurde sie eines Tages vergewaltigt. Ihre Geschwister konnten flüchten und Hilfe holen. Im Spital in Geita kontaktiert sie die Nelicos Help Line für Betroffene, die sie aus dem Radio kannte.

Nelico half ihr das Trauma zu überwinden und den Täter anzuklagen. Er sitzt heute im Gefängnis. “Jetzt lebe ich in einem Internat, wo ich meinen Schulabschluss machen kann”, erzählt Amidha Kovu. Sie ist entschlossener denn je, sich nicht unterkriegen zu lassen.

Information und publikumsnahe Beratung
In der Radio-Sendung von Nelico tauschen sich regelmässig Sozialarbeiterinnen, Polizeibeamte, Anwältinnen, Politiker sowie Überlebende über geschlechterspezifische Gewalt aus. Das Publikum kann per Telefon oder Social Media von eigenen Erlebnissen berichten oder Fragen stellen.
Manche möchten wissen, wie sie sich bei Angriffen verhalten oder ein Opfer unterstützen können. Andere möchten wissen, was mit geschlechterspezifischer Gewalt genau gemeint ist oder wie sich das Problem auf die Entwicklung Tansanias auswirkt.

125’000 Zuhörer mit grossem Interesse
Das Programm kommt an. “Es wir erhalten viele Anrufe, manchmal kommen wir mit dem Beantworten kaum nach”, berichtet Nelico-Direktorin Paulina Alexander. Manchmal wird den Zuhörern erst durch die Sendung bewusst, dass sie selbst betroffen sind.

Die Sendungen sind für Nelico ein wichtiges Instrument, denn viele Menschen haben keinen Internetzugang. Aber so gut wie alle hören Radio. In den ländlichen Gebieten nehmen die Leute das Radio mit aufs Feld und hören die Sendungen während der Arbeit. So erreicht Nelico pro Sendung potenziell etwa 125’000 Zuhörer. Darunter auch Menschen, die wie Amidha Kovu nach einer Gewalttat Hilfe brauchen.

*Name geändert

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