Geschichte des Konflikts
Oktober 2021
Neuer UN-Sondergesandter
Staffan de Mistura wird neuer UNO-Sondergesandter für die Westsahara. Der erfahrene Diplomat und Vermittler war u.a. 2014-2018 Sondergesandter für Syrien. Der Posten war seit dem Rücktritt Horst Köhlers im März 2019 verwaist.
29. September 2021
EU Gericht kippt erneut EU-Marokko Abkommen
Der Europäische Gerichtshof erklärt das Fischerei- und das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Marokko für ungültig, da es ohne rechtliche Grundlage die Westsahara mit einschliesse. Das Gericht urteilte, dass für künftige Abkommen über die Westsahara das sahrauische Volk, vertreten durch seine international anerkannte Vertretung Frente Polisario, sein Einverständnis geben müsse.
2020
Erneuter Ausbruch des Konflikts
Juli 2019
Zusammenstösse nach Afrika Cup
Sahrauis im besetzten Gebiet feiern den Sieg der algerischen Nationalmannschaft im Afrika-Cup. Es kommt zu Zusammenstössen auf den Strassen El Aaiuns. Die 24-jährige Sabah Osman, eine sahrauische Englischlehrerin, stirbt auf der Strasse, nachdem sie zwei marokkanische Polizeiautos angefahren und liegengelassen haben.
Mai 2019
Demissionierung UNO Sondergesandter
2017
Gdeim Izik-Verurteilungen
25 sahraouische Aktivisten werden von einem marokkanischen Gericht zu Haftstrafen zwischen 20 Jahren und lebenslänglich verurteilt. Sie werden beschuldigt, an gewaltsamen Ausschreitungen beteiligt gewesen zu sein, als die marokkanischen Sicherheitskräfte 2010 das Protestcamp bei Gdeim Izik räumten. Internationale Prozess-Beobachter und Menschenrechtsorganisationen sprechen von gefälschten Zeugenaussagen, unter Folter gemachten Geständnissen und weiteren zahlreichen Verstössen gegen einen fairen Prozess.
2016
EU Handelsabkommen: Urteil des europäischen Gerichtshofes
2015
Regenkatastrophe in den Flüchtlingslagern
Im Oktober geht tagelanger heftiger Regen auf die Flüchtlingslager in der algerischen Wüste nieder. Die Häuser von 7000 bis 11500 Familien sind ganz oder teilweise zerstört, Wasser- und Stromversorgung sind unterbrochen, Infrastruktur wie Kliniken und Schulen zerstört.
News zu den Regenfällen: Sintflutartige Regenfälle zerstören Sahraouische Flüchtlingslager
2010
Niederschlagung friedlicher Protest, Beginn arabischer Frühling
Am 10. Oktober lassen sich 2000 Sahraouis zum friedlichen Protest in einer improvisierten Zeltstadt bei Gdeim Izik nieder, vor den Toren von El Aaiun, der Hauptstadt in der von Marokko besetzten Westsahara. Nach wenigen Tagen sind es 20’000 Menschen. Am 8. November greifen die marokkanische Armee und Polizei das Lager mit Baggern, Hubschraubern, Tränengas und Wasserwerfern an. Die Bilanz laut Menschenrechtsorganisationen: 11 Tote, 723 Verletzte, 159 Verschwundene.
Für Noam Chomsky und andere Fachleute ist diese Demonstration der Beginn des Arabischen Frühlings.
2003
Plan Baker II
Nach der Rückkehr in die Westsahara soll die sahraouische Bevölkerung eine Regierung und ein Parlament aus ihren Reihen wählen. Nach spätestens 5 Jahren soll ein Referendum durchgeführt werden, für das auch all jene – marokkanischen – Personen zugelassen sein sollen, die seit 1999 ununterbrochen in der Westsahara wohnen. Die Polisario akzeptiert diesen Plan II, obschon er von den Sahraouis grosse Konzessionen verlangt. Marokko lehnt den Plan ab.
2002
Sicherheitsrat-Gutachten zu Ressourcenausbeutung
Der Rechtsberater Hans Corell verfasst im Auftrag des UNO-Sicherheitsrates ein Gutachten zur Rechtmässigkeit von Firmen-Verträgen betreffend Ölsuche im besetzten Gebiet. Er kommt zu Schluss, dass die Ausbeutung von Ressourcen in einem nicht-selbstregierten Gebiet nur legal ist, wenn die betroffene Bevölkerung dazu ihr Einverständnis gegeben hat.
2001
Plan Baker I
James Baker, Sondergesandter der UNO, schlägt folgendes vor: Die Sahraouische Bevölkerung darf in das Gebiet der Westsahara zurückkehren. Die Westsahara erhält den Status einer autonomen Region, bleibt aber Teil des marokkanischen Staates. Die Polisario lehnt den Vorschlag ab und verlangt die Respektierung des Friedensplans von 1991 mit der Durchführung des Referendums.
1992
Das Referendum austricksen
Marokko fordert zusätzliche 120 000 Menschen in die Wählerlisten aufzunehmen, weshalb das Referendum verschoben wird. Diese Taktik, marokkanische Bürger und Bürgerinnen anzusiedeln und mitabstimmen lassen zu wollen, behält Marokko bis heute bei.
1991
Waffenstillstand, Ankündigung des Referendums
Die UNO vermittelt einen Waffenstillstand zwischen Marokko und der Polisario. Bedingung ist die Durchführung einer Volksabstimmung (Referendum), in der die Sahraouis über die Zukunft der Westsahara abstimmen können.
Die Mission der Vereinten Nationen zur Durchführung eines Referendums (MINURSO) wird im Gebiet stationiert.
1980
Die Mauer
Marokko beginnt mit dem Bau einer Mauer in Form eines Sandwalls, genannt Berm. Sie trennt das ressourcenreiche besetzte Gebiet mit Meerzugang vom schmalen Streifen des befreiten Gebietes im kargen Landesinneren. Die Mauer ist mit 2‘700 km nach der chinesischen die zweitlängste der Welt. Entlang der Mauer liegt ein dichter Teppich Landminen.
1979
Mauretanien geht, Marokko weitet aus
Mauretanien verzichtet auf seinen Anspruch, Marokko weitet die Besetzung auf den Süden aus.
1976
Gründung der DARS
Die Sahraouische Bevölkerung ruft aus dem Exil die DARS (Demokratische arabische Republik Sahara) aus.
November 1975
Besetzung, Bombardierung, Flucht
Spanien, Marokko und Mauretanien unterzeichnen das „Madrider Abkommen“, in dem die Westsahara zwischen Marokko und Mauretanien aufgeteilt wird.
Spanien zieht sich aus der Westsahara zurück und erlaubt Marokko (aus dem Norden) und Mauretanien (aus dem Süden) die Invasion. Marokko bombardiert die Flüchtenden mit Napalm und weissem Phosphor. Viele Sahraouis fliehen mit nichts als den Kleidern am Leib in die algerische Wüste, wo sie seither in fünf Flüchtlingslagern leben.
Oktober 1975
Entscheid des Internationalen Gerichtshofes
Der Internationale Gerichtshof in Den Haag fällt folgendes Urteil: Weder Marokko noch Mauretanien haben historische Ansprüche auf das Gebiet; die Bevölkerung der Westsahara hat ein Recht auf Selbstbestimmung.
1973
Gründung der Polisario
Einige Sahraouis gründen die Befreiungsbewegung Polisario (Volksfront zur Befreiung von Saguia el Hamra und Río de Oro). Sie leistet bewaffneten Widerstand mit dem Ziel, das Gebiet von der spanischen Kolonialherrschaft zu befreien.
1965
Wiederholte UNO-Forderungen
Die UNO fordert mehrfach von Spanien, die Westsahara zu entkolonialisieren und ein Referendum durchzuführen.
1963
Nicht-selbstregiertes Gebiet
Die Westsahara erhält den UNO-Status eines Non-Self-Governing Territory. Marokko ist bis heute NICHT als Administrativ-Macht gelistet und hat demzufolge bis heute keinerlei Legitimation, das Gebiet zu verwalten.
1961
Umgehung der UNO-Resolution
Spanien ernennt die Sahara zur spanischen Provinz, um so die UNO-Resolution zur Entkolonialisierung zu umgehen.
1884
Spanische Kolonie
Das Gebiet der Westsahara wird zur spanischen Kolonie.