Westsahara – Die letzte Kolonie in Afrika
Der Konflikt um die Westsahara ist in Vergessenheit geraten. Inzwischen wächst die dritte Generation Sahrauis heran. Sie leben in Flüchtlingslagern in der kargen Wüste Algeriens oder im von Marokko besetzten Teil, wo sie Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Die Weltgemeinschaft, politische und wirtschaftliche Akteure, tragen Mitverantwortung an der unhaltbaren Situation.
Die Westsahara liegt südlich von Marokko. Sie wurde 1975 von Marokko gewaltsam besetzt und gilt als letzter ungelöster Kolonialkonflikt in Afrika. Ihre Bevölkerung, die Sahrauis, leben grösstenteils unter unwirtlichen Bedingungen in Flüchtlingslagern im Westen Algeriens oder im besetzten Gebiet, wo sie täglichen Menschenrechtsverletzungen durch die Besatzungsmacht ausgesetzt sind. Ein kleiner Teil der Bevölkerung lebt im befreiten Gebiet östlich des besetzten. terre des hommes schweiz unterstützt seit vielen Jahren Projekte für Jugendliche in den Flüchtlingslagern. Die Situation ist für die Jugendlichen ausgesprochen schwierig. Trotz hohem Bildungsniveau sind die Perspektiven in den Lagern sehr beschränkt. Die Menschen in Lagern sind von internationalen Hilfslieferungen abhängig, die immer weniger werden, und die klimatischen Bedingungen – bis zu über 50 Grad im Sommer – sind hart. Der Anspruch Marokkos auf das Gebiet wird von keinem Land der Welt anerkannt. Die Westsahara hat den UNO-Status eines “nicht-selbstregierten Gebietes” (Non-Self-governing Territory).
Warten seit über 30 Jahren
1991 handelte die UNO mit Marokko und der Befreiungsbewegung der Sahrauis, der Frente Polisario, einen Waffenstillstand aus. Damit wurde ein 16 Jahre dauernder bewaffneter Konflikt beendet. An den Waffenstilland war die Durchführung eines Referendums zur Selbstbestimmung geknüpft. Die Sahrauis sollten darüber entscheiden können, ob die Westsahara Teil von Marokko oder eigenständig sein soll. Zur Überwachung des Referendums entsandte die UNO die Blauhelmtruppe MINURSO. Die Durchführung des Referendums wird seither von Marokko blockiert. Die Sahrauis haben sich auf das Versprechen der UNO verlassen und sich mit friedlichen Mitteln für ihr Recht eingesetzt. Seit 2021 ist der Waffenstillstand aufgekündigt und Marokko greift mit Drohnen im befreiten Gebiet der in der befreiten Westsahara an, ohne dass dies in der Weltöffentlichkeit diskutiert wird.
Dritte Generation Sahrauis
In den Flüchtlingslagern wohin die Menschen 1975 vor den marokkanischen Phosphor- und Napalmbomben flohen, wächst inzwischen die dritte Generation Sahrauis heran. Die Lebensbedingungen in der Wüste sind hart und die Perspektivenlosigkeit ist besonders für die jungen Sahrauis schwer zu ertragen. Während die Flüchtlinge in den Lagern von internationalen Hilfslieferungen abhängig sind, beuten im besetzten Gebiet ausländische und staatlich-marokkanische Firmen unter Missachtung internationalen Rechts natürliche Ressourcen aus.
Polizeigewalt und Landminen
Im besetzten Gebiet antwortet die Besatzungsmacht auf jede friedliche Demonstration mit brutaler Gewalt. Alleine das Wort “Westsahara” ist eine Provokation, die unter Strafe steht, Marokko bezeichnet das Gebiet als “südliche Provinzen“. Zahlreiche Aktivist*innen sind im Gefängnis und verbüssen dort lebenslange Haftstrafen.
Zwischen dem besetzten Gebiet an der Küste und dem befreiten im Inland, das von der Polisario kontrolliert wird, befindet sich ein mit Minen gesäumter 2700 km langer Sandwall, der sogenannt Berm. Mit geschätzten 7 Millionen Landminen ist dies eines der Gebiete mit der grössten Minendichte weltweit.
Die Verantwortung der Weltgemeinschaft
Obwohl die internationale Rechtslage eigentlich klar ist, verschliesst die Weltgemeinschaft die Augen vor dem Konflikt. Es gibt wenig Druck auf Marokko, das versprochene Referendum durchzuführen, auch die geopolitischen Interessen Europas liegen nicht zugunsten der Sahrauis.
Unterstützung im friedlichen Kampf für Selbstbestimmung
terre des hommes schweiz unterstützt seit vielen Jahren Jugendprojekte in den Flüchtlingslagern. Weiter setzen wir uns mit Informations- und Lobbyarbeit dafür ein, dass die Situation der Sahrauis nicht vergessen wird und die internationale Gemeinschaft ihren Verpflichtungen nachkommt. Wir unterstützen die Sahrauis in ihrem friedlichen Kampf für das Recht auf Selbstbestimmung und erinnern politische und wirtschaftliche Akteure daran, sich an internationales Recht zu halten. Ein wichtiges Thema ist dabei die illegale Ressourcenausbeutung, die von marokkanischen und ausländischen Firmen im besetzten Gebiet betrieben wird. Auch Schweizer Firmen sind immer wieder daran beteiligt.Westsahara und die Flüchtlingslager
Kampagnenverantwortung
061 338 91 45 | sylvia.valentin(at)terredeshommes.ch