Seit einem halben Jahrhundert wartet die Bevölkerung der Westsahara auf ihr Recht auf Selbstbestimmung. Doch der Konflikt bleibt ungelöst, die Menschen leben in prekären Bedingungen, und die internationale Aufmerksamkeit schwindet.
Die Westsahara, einst eine spanische Kolonie südlich von Marokko, ist der letzte ungelöste Kolonialkonflikt in Afrika. Seit dem Abzug der alten Kolonialmacht im Jahr 1975 steht das Gebiet zu zwei Dritteln unter marokkanischer Besatzung. Das unter Vermittlung der UNO 1991 vereinbarte Referendum über die Selbstbestimmung der Sahrauis wird bis heute verhindert. Dadurch ist die Mehrheit der Bevölkerung seit 50 Jahren gezwungen, unter prekären Bedingungen im besetzten Gebiet oder in Flüchtlingslagern in der algerischen Wüste zu leben. Menschenrechtsverletzungen und Marginalisierung gehören dabei zu ihrem Alltag. Ein kleiner Teil der Bevölkerung lebt im befreiten Gebiet, einem kargen und abgeschiedenen Landstreifen entlang der mauretanischen Grenze.
Lebensbedingungen verschlechtern sich
Die klimatischen Bedingungen in der Sahara machen das Überleben immer schwieriger. Die Temperaturen steigen im Sommer inzwischen regelmässig auf über 50 Grad, während saisonale Überschwemmungen Gebäude zum Einstürzen bringen. Zusätzlich treffen die schwindenden, aber überlebenswichtigen Hilfslieferungen die rund 174 000 Menschen in den Flüchtlingslagern hart. Besonders betroffen sind junge Sahrauis; sie sind isoliert und es fehlt an Perspektiven, auch für gut ausgebildete Jugendliche. terre des hommes schweiz unterstützt diese mit spezifischen Projekten.
Missachtung der Menschenrechte
Das besetzte Gebiet gilt zudem als Informationsvakuum. Während die Stadt Dakhla als Kitesurfing-Mekka für Tourist*innen wirbt, wird Medienschaffenden und Menschenrechtsbeobachter*innen die Einreise in die Westsahara verweigert. Sahrauische Menschenrechtsverteidiger*innen erleiden massive Repressionen und physische Gewalt. Sie leben in einem ständigen Klima der Angst, unter systemischen Menschenrechtsverletzungen, Überwachung, Hausarrest, Isolation. Auch Familienmitglieder werden belästigt. Zahlreiche politisch aktive Sahrauis leiden in marokkanischen Gefängnissen unter Folter, was Organisationen wie Human Rights Watch oder die UNO-Kommission gegen Folter regelmässig dokumentieren und anprangern.
50 Jahre warten auf Selbstbestimmung
Die Westsahara hat seit 50 Jahren den UNO-Status eines Hoheitsgebietes ohne Selbstregierung – so lange wartet die Bevölkerung bereits darauf, ihr Recht auf Selbstbestimmung auszuüben. Die Unterstützung für die Sahrauis aber droht in diesem vergessenen Konflikt weiter zu schwinden, während Marokko vermehrt geopolitische Interessen ausspielt. So setzt das Königreich etwa wiederholt die Grenzkontrollen zu den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla aus und lässt Migrant*innen nach Europa passieren, wenn die Europäische Union oder ein Mitgliedsland sich in der Westsahara-Frage nicht wie gewünscht verhält.
Westsahara am Culturescapes-Festival 2025
50 Jahre Warteschleife: Das vergessene Volk der Sahrauis kämpft seit einem halben Jahrhundert um seine Freiheit. terre des hommes schweiz holt Stimmen aus der Westsahara ans Culturescapes Basel – aus Kunst, Kultur und Landwirtschaft.