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Auf dem Prüfstand: Vorurteile gegen die Entwicklungszusammenarbeit

Die Wirkung von Entwicklungszusammenarbeit (EZA) wird immer wieder in Frage gestellt. So auch beispielsweise in der laufenden Debatte rund um die Budget-Kürzungen zugunsten des Ukraine-Wiederaufbaus. Was ist dran an der Kritik? Wir ordnen drei Vorurteile gegen die EZA ein.

«Wenn Entwicklungszusammenarbeit etwas nützen würde, gäbe es nicht noch immer so viel Armut.»

Fakt ist, dass die Armut weltweit abgenommen hat. Als die Weltbank 1990 angefangen hat, statistisch zu erfassen, wie viele Menschen weltweit in extremer Armut leben, waren es 30 Prozent.  Heute sind es weniger als zehn Prozent.

Entwicklungszusammenarbeit allein kann die globale Armut nicht beseitigen. Sie kann aber dazu beitragen, die schlimmsten Auswüchse von Armut zu lindern, wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen und die Zivilgesellschaft zu stärken. Unbestritten ist zum Beispiel, dass der Zugang zu Bildung und Gesundheit grossen Einfluss auf Armut hat. Das sind beides Felder, in denen die EZA viel leistet. Wesentliche Faktoren zur Armutsreduktion sind auch die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Unterstützung der Zivilgesellschaft, sodass diese sich selbst für ihre Interessen einsetzen kann, trägt deshalb mittelfristig auch zur Reduktion von Armut bei. 

Doch auch die beste EZA stösst an ihre Grenzen, wenn beispielsweise wie im Norden Mosambiks ein Kampf um Rohstoffe entbrennt oder Länder aufgrund der geopolitischen Interessen Chinas unter einer Schuldenlast ächzen. Deshalb gehört auch die Beschäftigung mit solchen globalen Zusammenhängen zur Aufgabe der EZA.  

«Da fliessen doch nur Gelder an korrupte, autoritäre Regierungen.»

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Die Anfänge der «Entwicklungshilfe» waren oftmals tatsächlich geprägt vom Kalten Krieg und dem Ende der Kolonialherrschaft. Geberländer versuchten, ihre Interessen in den Ländern des Globalen Südens zu wahren. In den 1990er-Jahren kam es aber zu einem Paradigmenwechsel in der internationalen Zusammenarbeit – aus Entwicklungshilfe wurde Entwicklungszusammenarbeit.

In den 2000er-Jahren haben verschiedene Geberländer angefangen, gezielt in Rechtsstaatlichkeit, Demokratieförderung und «gute Regierungsführung» zu investieren, wobei sie vermehrt auch mit zivilgesellschaftlichen Organisationen vor Ort zusammenarbeiteten.

Demokratieförderung in der EZA geschieht zum Beispiel durch die Unterstützung von Menschenrechtsorganisationen oder der Förderung institutioneller Reformen. Aber auch Entwicklungsprojekte im Bildungs- und Gesundheitsbereich, in der Landwirtschaft oder in der Wirtschaftsentwicklung können positive Auswirkungen auf die Demokratisierung entfalten. Denn eine gebildete, gesunde und wohlhabende Bevölkerung engagiert sich eher für die Demokratie als eine Bevölkerung, die in Armut und Elend lebt.

«Entwicklungszusammenarbeit ist kolonialistisch und verfestigt Abhängigkeiten.»

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Die Zeit der «weissen Helfer» ist vorbei. Im heutigen Fokus der EZA stehen Themen wie Unterstützung der lokalen Zivilgesellschaft, politische Partizipation, Rechtsstaatlichkeit und die Stärkung der lokalen Wirtschaft. Das heisst aber nicht, dass die EZA ganz frei von überholten kolonialen Denk- und Verhaltensmustern ist.

Dies zu korrigieren, steht im Zentrum der Debatte rund um die Dekolonisierung der EZA, die in den letzten Jahren stark an Fahrt aufgenommen hat. Kurz gesagt geht es darum, lokales Wissen zu respektieren und Entscheide vom Norden in den Süden zu verschieben. Noch ist die Zusammenarbeit auf Augenhöhe nicht überall erreicht. Die Verschiebung der Machtverhältnisse in der EZA wird aber von vielen Organisationen – unter anderem auch von terre des hommes schweiz – ernsthaft vorangetrieben.

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