Die Folgen des Klimawandels sind im Bundesstaat Pernambuco in Brasilien zunehmend offensichtlich. Nur die lokale Regierung ist auf diesem Auge blind. Als Ausrede sich nicht mit geeigneten Präventionsmassnahmen zu beschäftigen, halten die leeren Kassen her. Unsere Partnerorganisation Centro Sabia kämpft dagegen an.
Annette Mokler, Programmkoordination Brasilien
Anfang Juni dieses Jahres mussten wegen heftiger Regenfälle und katastrophaler Überschwemmungen in der Küstenzone des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco 57 000 Personen ihre Häuser verlassen. In dieser Region arbeitet unsere langjährige Partnerorganisation Centro Sabia mit Kleinbauernfamilien und traditionellen Völkern. Viele der Jugendlichen und Familien, mit denen die Organisation arbeitet, sind von den Unwettern betroffen. Auch das Regionalbüro unserer Partnerorganisation in Rio Formoso wurde beschädigt. Glücklicherweise ging eine Welle der Solidarität durch die Bevölkerung und auch öffentliche Stellen kündigten Hilfe an.
Unglück vermeidbar
Aufgrund des Klimawandels sind Katastrophen dieser Art schon länger vorhersehbar. Die letzten Überschwemmungen fanden in den Jahren 2000 und 2010 statt. Dies ist auch den lokalen Behörden klar. Sie versprachen mit Katastrophenschutzmassnahmen die Gefährdung der Bevölkerung zu reduzieren. Die damalige Lokalregierung kündigte an, zur Prävention weiterer Überschwemmungskatastrophen bis 2013 an fünf Orten mit Baumassnahmen die Flüsse zu kontrollieren.
Umsiedlungen für nichts
Für den Bau wurden 1200 Familien von ihrem Land zwangsumgesiedelt und teilweise ohne eine adäquate Abfindung in die Peripherien der Städte verdrängt. Man stellte dafür Millionen von Franken an öffentlichen Geldern zur Verfügung. Doch: Bis heute ist nichts davon fertiggestellt und funktionsfähig.
Kein Plan B
Abgesehen vom gebrochenen Versprechen liegt bis heute keinerlei weitere Notfallplanung vor, die den Klimawandel berücksichtigt. Die Hoffnung, dass die Baumassnahmen doch noch umgesetzt werden, ist verschwunden. Die Regierung sagt klar, dass das Geld dafür nicht vorhanden sei. Unsere Partnerorganisation Centro Sabia prangert die ignorante Haltung der Regierung an und versucht diesen Skandal einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Aus Erfahrung angepasste Methoden
Das Centro Sabia arbeitet im Bundesstaat Pernambuco gleich in drei verschiedenen klimatischen Zonen: der regenreichen Waldregion an der Küste (mata atlantica) , der Übergangszone (agreste) und dem halbtrockenen Hinterland (sertao) mit Agroforstwirtschaft und Methoden der Nachhaltigkeit. Das von Centro Sabia in Pernambuco durchgeführte Zisternenprogramm wurde unlängst von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen als eine beispielhafte Methode gelobt. Die Organisation stellte Gelder zur Verfügung, um das Zisternenprogramm zu dokumentieren, um es auch in anderen Ländern replizieren zu können. Ähnlich einfach müssten auch kleine dezentrale Massnahmen aussehen, die die Verletzlichkeit der Bevölkerung gegenüber den Überschwemmungen reduziert.