Die bisherigen Vorbereitungen für die Fussball-WM 2014 in Brasilien lösten viele Menschrechtsverletzungen aus. Die betroffene Bevölkerung, die sich in Bürgerkomitees organisiert hat, stösst aber bei den brasilianischen Behörden auf Mauern. Darum versuchen sich die Betroffenen bei höheren Stellen Gehör zu verschaffen.
Gross war die Freude, als am 30. Oktober 2007 Brasilien als Gastgeber der Fussball-WM 2014 ausgewählt wurde. Die Freude hat auch einige Zeit angehalten. Doch vielen Menschen in Brasilien ist die Freude mittlerweile vergangen. Täglich werden, um die Vorgaben der WM und den Wünschen der Immobilienspekulanten zu entsprechen, Menschenrechte verletzt und Familien aus ihrem Zuhause vertrieben.
Vertreibung von Indigenen in Rio
Eines der vielen Beispiele für diese Missstände spielte sich in Rio ab. So wurde vor wenigen Tag das von Indigenen bewohnte ehemalige Museum für indigene Geschichte in Rio von der Militärpolizei gewaltsam geräumt, um dem Parkplatz des Maracana-Fussballstadions Platz zu machen. Dabei kam es zu Ausschreitungen, die in einem Youtube-Video eindrücklich festgehalten wurden.
Brasilianischer Gast an der Basler Museumsnacht
Um auf diese Verstösse aufmerksam zu machen hat im Januar terre des hommes schweiz, zusammen mit dem Sportmuseum, an der Basler Museumsnacht einen Gast eingeladen. Argemiro Ferreira de Almeida (Mitglied des Nationalen Netzwerkes der WM-Bürgerkomitees der Austragungsstätte ANCOP) sprach vor Publikum über die Missstände, die im Zuge der Vorbereitungen auf die Fussball-WM entstanden sind.
Anhörung beim Olympischen Komitee
Doch nicht nur die Fussball-WM ist problematisch, sondern auch die Olympischen Spiele 2016, die ebenfalls in Brasilien stattfinden werden. Auch sie bergen Potenzial für soziale Missstände. Dessen scheint sich auch das Olympische Komitee bewusst zu sein und lud Argemiro Ferreira auf Anfrage von terre des hommes schweiz am 25. Januar nach Lausanne ein, damit er über seine Erfahrungen berichten konnte.
WM-Bürgerkomitee vor dem UN-Menschenrechtsrat
Die Anhörung von Ferreira hat den Bürgerkomitees Mut gemacht, ihre Anstrengungen, die in Brasilien regelmässig im Sand verlaufen, vermehrt an höherer Stelle voranzutreiben. Nun durfte am 4. März 2013 eine weitere Vertreterin von ANCOP, Giselle Tanaka, vor dem UN-Menschenrechtsrat über diese Problematik sprechen. Sie tat dies in der Sitzung, in der der neue Bericht der Sonderberichterstatterin für Recht auf Wohnen vorgestellt wurde. Den Redebeitrag von Giselle Tanaka finden Sie hier.
Keine Mitbestimmung des Volkes
Im Gegensatz zu den Schweizer Medien, die sich nur selten mit dieser Problematik auseinandersetzen und der brasilianischen Regierung, die sich konsequent darüber ausschweigt, ist das in den brasilianischen Medien ein wichtiges Thema. So hat zum Bespiel die Tageszeitung Estadao über die Rede von Tanaka in Genf berichtet und hält im letzten Absatz des Berichtes lobend fest, dass im Gegensatz zu Brasilien die Schweizer Bevölkerung über die Kandidatur für die Olympischen Spielen 2022 abstimmen durfte.