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Portrait Elisa Diaz - terre des hommes schweiz

«Glaubt an das, was ihr tut!»

Elisa Diaz hat fast zwei Jahrzehnte als nationale Koordinatorin die Programmarbeit von terre des hommes schweiz in Kolumbien mitgeprägt. Nun steht die erfahrene Psychologin kurz vor ihrer Pension. Doch zur Ruhe kommt sie deshalb noch lange nicht.

Was hat dich damals motiviert, bei terre des hommes schweiz anzufangen?

Elisa Diaz: Bereits mit 12 Jahren engagierte ich mich als Katechetin in einem Armenviertel von Bogotá. Als Jugendliche war ich aktiv in Jugendgruppen, Frauennetzwerken und sozialen Bewegungen. Diese Erfahrungen haben mich dazu gebracht, Psychologie zu studieren. Ich wollte mich immer für eine Welt ohne soziale Ungerechtigkeiten, Ausbeutung, Gewalt und Kriege einsetzen und gleichzeitig persönlich wachsen. Als ich 2007 bei terre des hommes schweiz anfing, war das für mich eine einzigartige Chance und Herausforderung, sowohl beruflich als auch persönlich.

Der bewaffnete Konflikt prägte die Gesellschaft in Kolumbien. Wie beeinflusst dieser Kontext die psychosoziale Arbeit mit Jugendlichen?

Jahrzehnte von Gewalt und Unterdrückung haben tiefe Spuren im kollektiven und individuellen Gedächtnis, aber auch in den Körpern der Menschen hinterlassen. Deshalb suchen wir nach Methoden, um die Jugendlichen ganzheitlich zu unterstützen. Unser Ansatz ist die «Psychologie der Befreiung» nach Martín Baró. In der Praxis kombinieren wir psychosoziale Methoden, körperorientierte Arbeitsweisen und stärken durch den lösungsorientierten Ansatz die Ressourcen der Jugendlichen. Ein Ziel unserer Arbeit ist auch, dass sie sich gegenseitig helfen. So fördern wir ihre Selbstermächtigung und Handlungsfähigkeit in konfliktbeladenen Situationen.

Was sind Herausforderungen, die sich durch die Arbeit mit Jugendlichen ergeben haben?

Eine Herausforderung war es, die neuen Denkweisen der Jugendlichen zu verstehen und ihre Vielfalt zu erfassen. Einige kommen aus ländlichen Gegenden, andere aus ärmeren Stadtvierteln; darunter sind Afroamerikaner*innen, manche sind Fussballfans, andere sind Künstler*innen. Die Dynamiken, wie sich die Jugendlichen innerhalb der Projekte bewegen und engagieren, ist beeinflusst durch ihre Lebensumstände. Diese sind oft geprägt von wenig Chancen und viel Gewalt.

Gibt es Erfahrungen, die dich besonders inspiriert haben und die dir in Erinnerung bleiben werden?

Ja, es erfüllt mich mit Freude, dass heute viele junge Menschen ihre berufliche Ausbildung durch die Unterstützung unserer Partnerorganisationen abschliessen konnten. Besonders bewegt hat mich die persönliche Entwicklung von jungen Teilnehmer*innen, die selbst zu Führungskräften in diesen Organisationen wurden und heute beispielsweise als Projektkoordinator*innen aktiv sind. Auch in der organisatorischen Stärkung unserer Partnerorganisationen sehe ich einen grossen Erfolg.

Welche Botschaft möchtest du deinen fachlichen Kolleg*innen mitgeben?

Öffnet das Spektrum des Psychosozialen hin zu einer befreienden, politischen, ganzheitlichen und integralen Vision, die es ermöglicht, die subjektiven, intersubjektiven und symbolischen Welten als ein Feld in stetigem Aufbau zu vereinen.

…und den Jugendlichen?

Verliert nie eure Essenz, eure Leidenschaft, Kreativität und die Fähigkeit, an das zu glauben, was ihr tut – genauso wie an eure Träume und Projekte, sei es als Individuen oder in der Gemeinschaft.

Ende des Jahres wirst du in Pension gehen. Hast du selbst Träume und Projekte für diese neue Phase?

Ich möchte mehr Zeit damit verbringen, die alternativen Therapien weiterzuentwickeln, in denen ich mich weitergebildet habe. Ich werde weiterhin psychosoziale Workshops für verschiedene Gemeinschaftsgruppen unterstützen und plane, psychosoziale Beratungen für Organisationen anzubieten.  

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