Sie interessieren sich genauso für Musik und Sport wie Schweizer Jugendliche. Und doch leben die unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden aus dem MNA-Zentrum Lilienberg im Schatten der Öffentlichkeit. Am Samstag, 23. August, bot ein Sommerfest der lokalen Bevölkerung die Gelegenheit die Jugendlichen kennenzulernen. Und diese Gelegenheit hat sie auch genutzt.
Es ist das zweite Fest, das die Mädchen und Jungen vom MNA-Zentrum zusammen mit terre des hommes schweiz und den Jugendlichen von imagine organisieren. “Wir wollten dieses Mal, dass sie ihre eigenen Wünsche in das Fest einbringen können”, sagt Sabin Müller, Projektverantwortliche von terre des hommes schweiz. Die Organisation des Festes stellte alle Beteiligten vor Herausforderungen. So kamen seit dem Frühling laufend neue MNA an, unter ihnen viele jüngere im Alter von 11 bis 13 Jahren. Nur schon die Kommunikation erforderte da kreative Lösungen. “Einmal sprachen wir mit einem der Syrer auf Deutsch. Er sagte es dann einem Eritreer auf Arabisch, der es seinen Landsleuten wiederum in einer ihrer Landessprachen weitergab”, erzählt Alain Zoller von imagine. Schliesslich erstellten die MNA Collagen zu ihren Wünschen. “Sie wollten etwas Sportliches und eine Bühne”, so Sabin Müller.
Bunt gemischtes Programm zieht viele Besucher an
Deswegen fand zuerst ein Volleyballturnier statt. Das Team der Afghanen und Syrer trat in eigens dafür organisierten roten T-Shirts mit Schweizerkreuz an. Sie belegten später den zweiten Rang hinter den Jugendlichen aus Eritrea und Somalia. In den Spielpausen versuchen sich die Jungen an der Fussball-Torwand.
Auf den sportlichen Teil folgte das musikalische Programm. Bei Grilliertem, Salaten, diversen Kuchen und Getränken lassen sich die Aufführungen auf der Bühne entspannt geniessen. Zwei junge Syrer führten schon fast professionell auf Deutsch durch den Abend. Keiner würde glauben, dass sie erst acht beziehungsweise zehn Monate in der Schweiz sind. Im Laufe des Abends gab es unter anderem eritreischen Gesang und Tanz, die Reggae-Band Dixkson aus Luzern sorgte mit Bob Marley-Covers für eine lockere Atmosphäre und die Afrodance-Gruppe Café au lait aus Zürich bezauberte das durchmischte Publikum. Kurz gesagt, es war ein stimmungsvolles, erfolgreiches Fest.
Leben mit dem Minimum
Das fanden auch Isabelle und Donato Vallini aus der Region. Sie kamen mit ihren beiden Kleinkindern auf den Lilienberg. “Wir haben erst diese Woche durch einen Artikel im Affoltener Anzeiger erfahren, dass es dieses MNA-Zentrum überhaupt gibt”, erzählte Isabelle Vallini. Sie nahmen an einer der von Bewohnerinnen und Bewohnern selbst geleiteten Führungen durch das Haus teil. “Im Luxus leben sie hier nicht”, stellte Donato Vallini ob der kargen Zimmer und Einrichtungen fest. Angesichts der weitverbreiteten Behauptung, Asylsuchende würden in der Schweiz leben wie die Maden im Speck, reagierte er ungehalten: “Das kann man nur sagen, wenn man sich mit dem Schicksal dieser Menschen nicht auseinandersetzt. Wenn man die Jugendlichen erlebt, die so freundlich und fröhlich sind, macht es einen nachdenklich, was sie auf dem Weg hierhin alles erlebt haben. Gut, dass sie hier zur Ruhe kommen können.”
Das MNA-Zentrum Lilienberg
Momentan leben 78 asylsuchenden Jugendlichen im MNA-Zentrum Lilienberg bei Affoltern am Albis. Dieses wird von der AOZ im Auftrag des Kantons Zürich geführt. MNA steht für für Mineurs non accompagnés. Das heisst, sie sind alleine, ohne Begleitung ihrer Eltern oder Erwachsener in die Schweiz gelangt.