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mepower 2024

Held*innen der eigenen Geschichte

Bewegte Geschichten sind Teil des Projekts «MePower», das sich an junge Geflüchtete in der Schweiz richtet. Im Sommerlager setzten sich die Teilnehmer*innen kreativ mit ihrer eigenen Lebensgeschichte auseinander. Mit dabei war Mazlum Bashi, der uns erzählte, wann er sich in seinem Leben wie ein Fisch fühlte und was ihn in die Berge zieht.

Mittwochvormittag in den Sommerferien. Vorbei an grünen Wiesen fährt das Tram Richtung Hölstein im Baselland. «Ronaldo oder Messi?» fragt ein Junge in die Runde. «Ronaldo» antwortet ein anderer, ohne zu zögern. Die Europameisterschaft nähert sich dem Finale, und auf dem Spielfeld werden Heldengeschichten geschrieben. Doch in diesem Sommerlager des Projekts «MePower» von terre des hommes schweiz geht es um eine andere Art von Heldengeschichten – die der jungen Geflüchteten selbst.

Stärken entdecken

Die Lebensrealitäten dieser Jugendlichen sind von grossen Herausforderungen geprägt: Fernab von ihrer Heimat versuchen sie, sich in der Schweiz ein neues Leben aufzubauen, oft ohne familiären Halt und klare Zukunftsaussichten. Wie schaffen sie es dennoch, ihre persönlichen Stärken zu entdecken? Auf diese Frage fokussiert die psychosoziale Unterstützung.

Kreativ zum Ich

Am Nachmittag ist nur noch das Kratzen der Stifte auf dem Papier zu hören. Ohren und Haare werden gezeichnet, Nasen wieder ausradiert. Die Jugendlichen haben Hefte gebunden und arbeiten an ihren Selbstporträts. Irene Bush, Expertin für psychosoziale Fragen, unterstützt sie dabei, ihre persönlichen «Herobooks» zu gestalten: Zeichnend, schreibend und bastelnd setzen sich die Jugendlichen mit der Frage auseinander, wer sie sind. «Am Freitag seid ihr alle Held*innen eurer eigenen Geschichte», ermutigt Irene Bush sie.  Dann werden die Geschichten in der Gruppe geteilt. Darauf freut sich Mazlum Bashi ganz besonders. Der 28-Jährige war bereits mehrmals im Sommerlager dabei. «Ich mag es, mehr über die verschiedenen Menschen zu erfahren», erzählt er.

Wie ein zappelnder Fisch

Mazlum kann sich gut in die Situation der Jüngeren hineinversetzen: «Als ich vor neun Jahren in die Schweiz kam, fühlte ich mich wie ein Fisch, der zappelnd auf dem Tisch liegt», erzählt er.  «Alles ist dir fremd: die Menschen, die Kultur, die Sprache.» Heute fühlt er sich in der Schweiz wohl: «Aus meiner ersten Heimat Kurdistan musste ich weg. Hier habe ich eine zweite gefunden.» Damit dies auch anderen gelingt, unterstützt er in seiner Freizeit Geflüchtete, die neu in der Schweiz sind.

Auch im Sommerlager teilt Mazlum seine Erfahrungen, nimmt eine Vorbildfunktion ein. Auf die Frage, wer denn sein eigenes Vorbild sei, erzählt er von seiner Grossmutter, bei der er aufgewachsen ist. «Sie war die wichtigste Person in meinem Leben. Sie hat auf mich geschaut, als wäre ich ihr Schaf. Alle hatten Respekt vor ihr», erinnert er sich.

Freiheit in den Bergen

Viele Sommer hat Mazlum in den Bergen Kurdistans selbst auf Schafherden aufgepasst. Sein Traum ist es, auch in der Schweiz mit Tieren zu arbeiten, vielleicht auf einer Alp. «Ich bin ein Bergmensch», sagt er lachend. «Berge bedeuten für mich Freiheit.» In der Schweiz hat Mazlum Bashi Freiheiten gefunden, die ihm in seiner Heimat verwehrt waren. Dafür musste er anderes zurücklassen. «Alle Menschen haben eine Geschichte», sagt er zum Abschluss. «Keine ist gleich. Meine Geschichte ist so.»


Jungen Geflüchteten Perspektiven bieten

Möchten Sie geflüchtete Jugendliche in der Schweiz unterstützen? Mit einer Spende schenken Sie jungen Menschen eine Perspektive. Jede Spende ist wichtig und ermöglicht uns, junge Geflüchtete in ihren oft herausfordernden Lebenssituationen zu begleiten. Mehr über das Projekt erfahren Sie hier.

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