Vor etwas mehr als einem Jahr stand der junge Peruaner Danny Cruz* an einem Scheideweg seines Lebens. Mit dem Vater stand er auf keinem guten Fuss. Das Leben im Armenviertel Limas bot ihm kaum Zukunftsperspektiven. Bei der Organisation Asociaciòn Civil Etnoartes fand er Unterstützung und Visionen. Heute arbeitet er hart und zielgerichtet auf die Verwirklichung seines Traumes hin, eine Zukunft als professioneller Zirkusartist.
Irene Bush, Fachstelle für psychosoziale Unterstützung
Danny Cruz* Tag beginnt jeweils früh, um 4 Uhr morgens. Jeden Tag steht er um diese Zeit auf und geht zur Bäckerei, wo er bis zum Mittag arbeitet. Danach muss er sich dann jeweils ziemlich beeilen, um rechtzeitig zum Unterricht in der Zirkusschule der Asociaciòn Civil Etnoartes anzukommen. Das Leben in den Armenvierteln der peruanischen Hauptstadt Lima, wo Danny Cruz lebt, ist von Armut, Gewalt und Kriminalität geprägt. Bei den hohen Arbeitslosenquoten in diesen Quartieren sind die Zukunftsaussichten für Jugendliche besonders schlecht. Für sie gibt es dort kaum Freizeitangebote, deshalb schliessen sich viele einer Bande an. Diese werden für einige wegen der fehlenden familiären Bindungen bald zum Familienersatz.
Ausbildung zum Zirkusartisten
Auch Danny Cruz hätte diesen Weg gehen können. “Vor allem die ständigen Querelen mit meinem Vater, der mich als Nichtsnutz beschimpfte, belasteten mich sehr”, erinnert er sich. Stattdessen schloss er sich der Organisation Asociaciòn Civil Etnoartes an, einer Partnerorganisation von terre des hommes schweiz, die der Artist Cesar Aedo 2011 gegründet hat. Seit einem halben Jahr absolviert Danny Cruz bei Etnoartes die 2-jährigeAusbildung zum Zirkusartisten.
Von einem erfolgreichen Zirkusartisten ins Leben gerufen
Cesar Aedo ist ein international erfolgreicher Zirkusartist, der sein Handwerk unter anderem bei Marcel Marceau in Paris gelernt hat und 1984 von Franco Knie entdeckt wurde. Als international renommierter Zirkusartist wurde er vom Zirkus Knie wie auch von allen grossen Zirkussen in China, Russland und Amerika eingeladen. Bei all seinen Reisen und Erfolgen hat er seine Wurzeln in Peru nie vergessen und hat darum die Asociaciòn Civil Etnoartes zur Förderung der benachteiligten Jugendlichen aus den Armenvierteln der Hauptstadt Lima ins Leben gerufen.
Durch Artistik zum selbstbestimmten Leben
Die Artistenausbildung, die Danny Cruz besucht, umfasst Artistik-, Tanz- und Theaterkurse sowie Workshops zu Kommunikation, Selbstwertgefühl, Entscheidungfindung und Identität. Damit fördert die Organisation die persönlichen, sozialen und artistischen Fähigkeiten der Jugendlichen. Durch das Training der körperlichen Fähigkeiten sowie die intensive Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe entwickeln die Jugendlichen auch andere wichtige Eigenschaften für ein selbstbestimmtes befriedigendes Leben, wie beispielsweise Ausdauer und Disziplin Eigenschaften wie Danny Cruz sie bei seinem Tagesprogramm ständig aufbringt.
Sein eigenes Potenzial erkennen und einsetzen können
Neben Job und Artistenausbildung ging er noch einen Schritt weiter und hat zusammen mit 29 anderen Jugendlichen aus Kolumbien und Peru am ersten Lehrgang im lösungsorientierten Ansatz (Solution Focused Aproach, SFA) in Südamerika teilgenommen einer Weiterbildung, die terre des hommes schweiz zusammen mit der Kinder- und Jugendpsychiaterin Theres Steiner für Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen entwickelt hat. Die von terre des hommes schweiz unterstützten Projekte begleiten jeweils Jugendliche, die viele Stärken und Kompetenzen haben, derer sie sich aber nicht bewusst sind. Durch den lösungsorientierten Ansatz lernen sie ihr Potenzial kennen und erfahren, wie sie es für eine Verbesserung ihrer Lebensperspektiven einsetzen können. In der Weiterbildung lernten die Teilnehmenden diese Arbeitsmethode in ihrem Alltag und in ihrer Arbeit mit anderen Jugendlichen zu integrieren. Trotz der Mehrfachbelastung von Job und Artistenausbildung schloss Danny Cruz diesen Lehrgang, wie seine Kolleginnen und Kollegen, im Februar dieses Jahres erfolgreich ab.
Ich war vorher in schlechter Gesellschaft”
Während des letzten Weiterbildungs-Moduls in Kolumbien war Danny Cruz jeweils bereits morgens um halb sieben bei seinen Akrobatikübungen anzutreffen. Auf die Frage, was ihm die Zirkusschule und seine Weiterbildung bringe, antwortete er: “Sie haben mir gezeigt, was auf der Strasse nicht gut läuft und mir bewusst gemacht, dass ich vorher in schlechter Gesellschaft war. Ich habe viele Antworten auf brennende Fragen meines Lebens bekommen, meine Ziele wurden klar. Ich möchte als Zirkusartist arbeiten. Und ich habe erkannt, wie ich Schritt für Schritt meinen Traum verwirklichen kann.”
Vorbild für seine Geschwister sein
Vor seiner Weiterbildung in SFA, blickte Danny Cruz mutlos in die Zukunft. Die Veränderung, die er nun innerhalb dieses einen Jahres vollzogen hat, ist enorm. Er hat die Aufnahme in die Zirkusschule geschafft und ist von Zuhause ausgezogen in ein ganz kleines Zimmer, das näher bei der Schule ist. Ausserdem hat er den Job in der Bäckerei gefunden, der es ihm erlaubt, mit bescheidensten Mitteln alleine für sich zu sorgen. Er schaffe es sogar manchmal, etwas Geld beiseite zu legen, um seine Brüder zu besuchen oder sie in die Zirkusschule einzuladen, denn “besonders ihnen möchte ich jetzt zeigen, dass auch sie ihre Träume verwirklichen können.”
*Name geändert
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