Die Schweiz steckt Kinder und Jugendliche hinter Gitter, obwohl das für ihre Psyche hochgefährlich ist. Minderjährige landen in der sogenannten Administrativhaft, wenn der Bund ausländerrechtliche Bestimmungen durchsetzen will. Damit verstösst die Schweiz gegen die Kinderrechtskonvention. Der Kanton Genf will die Administrativhaft für Kinder mit einer Initiative verbieten. Wir unterstützen diese Initiative und fordern alternative Lösungen.
Weltweit stecken mehrere Millionen Kinder in Administrativhaft, weil gegen sie oder ihre Eltern migrationsrechtliche Bestimmungen durchgesetzt werden sollen. Studien zeigen, dass auch in der EU Kinder inhaftiert wurden. 2016 haben 14 EU-Länder rund 180 Minderjährige aus dem Migrationsbereich administrativ eingesperrt.
In der Schweiz fehlen genaue Zahlen. Aufgrund Daten aus den Jahren 2015 bis 2017 lässt sich aber schätzen, dass 83 Kinder in Administrativhaft und 35 Kinder kurzzeitig in Haft waren. Fachpersonen aus dem Gesundheitsbereich sagen, dass 85 Prozent dieser Kinder und Eltern, die in Administrativhaft sind, irreversible gesundheitliche Konsequenzen davontragen.
Im Interesse des Kindes
Internationale Bestimmungen und Urteile wie jene des UNO-Kinderrechtskomitees legen fest, dass die Länder Administrativhaft für Minderjähriger vermeiden und Alternativen suchen müssen. Der Kanton Genf fordert deshalb mit einer Standesinitiative, dass die Administrativhaft für Minderjährige in der Schweiz verboten wird. terre des hommes schweiz unterstützt diese Initiative mit einem Positionspapier.
Aufenthalte in einem Gefängnis sind nachhaltig schädlich für Kinder. Umso mehr, da die betroffenen Kinder und Familien bereits vulnerabel und in schwierigen Lebenssituationen sind. Darum muss die Schweiz die Administrativhaft für Minderjährige mit Massnahmen ohne Freiheitsentzug ersetzen.
Minderjährige sind in erster Linie als Kinder zu behandeln, die durch die Kinderrechtskonvention geschützt sind. Staaten haben die Pflicht, Kindern unabhängig ihres Migrationsstatus oder jenem der Eltern diesen Schutz zu gewähren.
Effizienter und ethisch korrekt
Alternative Massnahmen ohne Freiheitsentzug sind nicht nur aus ethischer Sicht notwendig und konform mit internationalem Recht, sie sind auch kostengünstiger und effizienter bei der Durchsetzung von migrationsrechtlichen Zielen. Sie motivieren die Betroffenen zur Zusammenarbeit mit Behörden, anstatt Misstrauen und Angst zu nähren.
Auf jeden Fall müssen Bund und Kantone verlässliche Daten zur Administrativhaft von Kindern und alternative Pilotprojekte erheben.
terre des hommes schweiz fordert international und in der Schweiz:
- Die Administrativhaft für Kinder im Migrationsbereich (begleitet oder unbegleitet) muss abgeschafft werden. Sie ist nie im übergeordneten Interesse des Kindes.
- Wir fordern mehr und genauere Daten zur Administrativhaft von Minderjährigen. Nur so kann der Missstand analysiert und Massnahmen zur Behebung ergriffen werden.
- Es müssen Alternativen zur Administrativhaft von Minderjährigen festgelegt und umgesetzt werden.
- Im Interesse des Kindes dürfen Eltern minderjähriger Kinder nicht aufgrund migrationsrechtlicher Bestimmungen inhaftiert und Familien dadurch getrennt werden. Wir fordern alternative Massnahmen, um die Inhaftierung von Kindern zu verhindern.