fbpx
Suche

Weltfrauentag: «Kräftemessen ist das A und O südafrikanischer Männlichkeit»

Medienmitteilung – In ihrer Online-Aktion zum Weltfrauentag 2021 rückt terre des hommes schweiz die Arbeit von LifeLine in den Fokus. Die südafrikanische Partnerorganisation unterstützt und begleitet Mädchen und Frauen, die sexuelle Gewalt überlebt haben. Im grossen Medieninterview erklärt die Leiterin Programme von terre des hommes schweiz, Gabriela Wichser, den Zusammenhang von geschlechtsspezifischer Gewalt, Armut und der Coronakrise, der die Ungleichheit zwischen dem Norden und dem Süden verstärkt.

Zum diesjährigen Weltfrauentag am 8. März 2021 fordert terre des hommes schweiz ein Ende der geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Frauen und Mädchen. terre des hommes schweiz rückt dazu die Arbeit der südafrikanischen Partnerorganisation LifeLine in den Fokus. LifeLine unterstützt und begleitet Mädchen und junge Frauen in KwaZulu-Natal, die vergewaltigt wurden oder andere Formen von sexueller Gewalt erfahren haben. In einem kurzen Video stellt terre des hommes schweiz die Arbeit von LifeLine vor und eine Überlebende im Beratungsprogramm von LifeLine erzählt ihre schlimme Geschichte.

Noch mehr Fälle von sexueller Gewalt in Südafrika
Südafrika gilt als Land mit einer der weltweit höchsten Vergewaltigungsraten. Gemäss der Kriminalstatistik der südafrikanischen Polizei (SAPS) wurden zwischen April 2019 und März 2020 53 293 sexuelle Übergriffe registriert, darunter 42 289 Vergewaltigungen. 18 231 der vermeldeten Vergewaltigungen fanden in privaten Behausungen statt, 7 940 an öffentlichen Orten. Non-Profit-Organisationen betonen, nur eine von neun Frauen melde den sexuellen Übergriff auch den Behörden. Es sei deshalb davon auszugehen, dass die reelle Zahl sexueller Übergriffe viel höher sei.

Und sie nimmt zu: Denn alles deutet darauf hin, dass es in der Coronakrise zu mehr Fällen von sexueller Gewalt in Südafrika kommt. «Das Beratungsprogramm für Überlebende von LifeLine und ihre Dienstleistungen für die Gemeinden werden seit Beginn der Pandemie viel öfters eingefordert und die Mitarbeitenden haben über alle Massen zu tun», sagt Gabriela Wichser, Leiterin Programme bei terre des hommes schweiz, im grossen Medieninterview zum Weltfrauentag. Viele unterschiedliche Faktoren tragen zur hohen Rate von geschlechtsspezifischer Gewalt in Südafrika bei, erklärt sie. «Eine zentrale Rolle spielen kulturelle Werte und eine patriarchale Gesellschaft, in der Frauen weniger wert sind und Männer sich über ein machistisches Selbstbild definieren», sagt Gabriela Wichser. «Das Kräftemessen ist nach wie vor das A und O südafrikanischer Männlichkeit.»

Armut, sexuelle Gewalt und die Gesundheitskrise
Weitere relevante Faktoren sind die Perspektivlosigkeit der vielen Menschen im globalen Süden, die in Armut leben, sagt Gabriela Wichser weiter: «Männer, die keine Möglichkeit haben, ihre Familien ausreichend zu ernähren und die es sich finanziell nicht leisten können, ihre Kinder zur Schule zu schicken, gelten als Versager ‒ und sie fühlen sich auch so. Sie genügen dem verinnerlichten Bild des allmächtigen Familienoberhauptes nicht und kommen sich wertlos vor. Ihr würdeloser Zustand führt zu grosser Frustration und die Antwort darauf ist häufig ein Ausbruch von Gewalt, meist innerhalb der eigenen Familie.»

«Corona vergrössert die Kluft zwischen Arm und Reich», sagt Gabriela Wichser. «Menschen, die in Armut leben sind häufiger von Gewalt betroffen und Menschen, die verletzlich sind oder in einer prekären Situation leben, werden in der Coronakrise noch stärker in die Armut getrieben. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Armut, Gewalt und der Gesundheitskrise.»

«Unser Blick ist viel zu kleinräumig»

Gabriela Wichser kritisiert die ungleiche Verteilung des Corona-Impfstoffs. «Viele Staaten in Europa haben sich schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt Impfdosierungen gesichert», erklärt sie. «Inzwischen gibt es aber auch bei uns einen Engpass und wir überlegen uns in der Schweiz, wie wir Impfstoff zwischen den Kantonen hin- und herschieben können. «Unser Blick ist viel zu kleinräumig. Wir bekommen dieses Virus nicht in den Griff, wenn wir nicht allen Menschen Zugang zu einer Impfung ermöglichen», sagt Gabriela Wichser von terre des hommes schweiz. «Das Coronavirus und aktuell die Verfügbarkeit von Impfstoff zeigen exemplarisch, worum es geht: Es gibt nur eine Welt und wir teilen uns sie.»

Querschnittsthema Gender bei terre des hommes schweiz
«Gender darf kein isoliertes Einzelthema sein», sagt Gabriela Wichser von terre des hommes schweiz im grossen Medieninterview zum Weltfrauentag am 8. März 2021. Gender ist ein Querschnittsthema in der Agenda 2030 der UNO-Entwicklungsziele. Ziel dieser ganzheitlichen Sichtweise, auch Gendermainstreaming genannt, ist es, dass Frauen und Männer respektive Mädchen und Buben in allen Lebensbereichen gleichberechtigt sind unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sozialem Status.

Die systematische Einbeziehung der Geschlechterperspektive ist terre des hommes schweiz seit über 60 Jahren ein grosses Anliegen. Gleiche Rechte und Chancen für weibliche und männliche Jugendliche in ihrem sozialen Umfeld ist relevant für sämtliche Tätigkeitsbereiche von terre des hommes schweiz.

Links:
Medieninterview mit Gabriela Wichser: https://terredeshommesschweiz.ch/interview-weltfrauentag-2021

Aktionswebsite zum Weltfrauentag 2021: https://www.terredeshommesschweiz.ch/gewalt-an-frauen

LifeLine im Profil und das Interview mit Tayson Mudarikiri, Nationaler Koordinator für Simbabwe und Südafrika: https://www.terredeshommesschweiz.ch/magazin

Nach oben blättern