Eine Welle von Massenprotesten schwappte im Juni über ganz Brasilien hinweg. Hundertausende Jugendliche machten ihrem Ärger Luft. Soziale Netzwerke spielten bei der Verbreitung eine wichtige Rolle. Welche Rolle sie genau spielten wird das Thema einer dreitägigen Fachtagung am 22. November in Weimar sein.
Andrea Zellhuber, Themenverantwortliche Gewaltprävention und Kampagnen
Im Juni sorgte eine Welle von Massenprotesten in Brasilien für weltweites Aufsehen. Hundertausende von Jugendlichen gingen gegen Korruption und die überbordenden staatlichen Ausgaben für die Fussball-WM 2014 auf die Barrikaden. In allen Grossstädten protestierten junge Leute für Verbesserungen im öffentlichen Verkehr, im Gesundheits- und Bildungswesen. Die ungeheure Dynamik, mit der sich die Welle der Proteste im ganzen Land ausbreitete, überraschte nicht nur die Regierung sondern auch die sozialen Bewegungen selbst. Ein wesentlicher Faktor für die schnelle Ausbreitung der Protestwelle war der gezielte Einsatz von Social Media. Die Proteste zeigten dann auch in Ansätzen Wirkung: In einigen Städten wurden beschlossene Bus-Fahrpreiserhöhungen wieder zurückgenommen.
Neue Medien vs. etablierte Medien
Während der Proteste verunglimpften die etablierten Medien die DemonstrantInnen als Chaoten und zeichneten ein völlig verzerrtes Bild der Ereignisse. Brasiliens Medienlandschaft ist in den Händen von zehn grossen Unternehmen. Bei den jungen Leuten jedoch, scheinen die grossen Medienkonzerne ihre Macht als Meinungsbildner eingebüsst zu haben, denn die brasilianische Jugend bezieht ihre Informationen heute vorwiegend aus dem Internet.
Bedeutung der sozialen Medien für partizipative Prozesse
Welche Schlüsse lassen sich aus diesen Ereignissen für die Entwicklungszusammenarbeit ziehen? Welche Potentiale ergeben sich durch die wachsende Bedeutung der sozialen Medien für Prozesse der Jugendpartizipation? Wie kann durch die gezielte Förderung alternativer Medien wie freie Radios, alternative Zeitschriften oder Blogs ein Beitrag zur Demokratisierung der Medienlandschaft geleistet werden?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich terre des hommes schweiz auf der Fachtagung “Gewaltiges Brasilien und seine mediale Inszenierung”, die wir zusammen mit anderen Organisationen des Runden Tisches Brasiliens, einer Brasilien-Plattform von Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit im deutschsprachigen Raum, organisieren.
Wann? 22. bis 24. November 2013
Wo? Europäische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte EJB Weimar, Jenaer Strasse 2/4, 99425 Weimar
Anmeldung: bis 08. November unter info@kooperation-brasilien.org
Weitere Information und Anmeldemöglichkeiten zur Fachtagung im PDF