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Jugendliche Zuschauer an einem Kulturfestival 2009 in den sahraouischen Flüchtlingslagern in Algerien.

Sahraouische Jugendliche in der Warteschleife: Der Frust nimmt zu

Letzte Woche erhielt das Team von terre des hommes schweiz Besuch aus dem sahraouischen Flüchtlingslager Smara. Zein Sidachmed, Verantwortlicher für die Jugendarbeit vor Ort, berichtete über die Lage in den Lagern und zeigte sich besorgt über die zunehmende Frustration der sahraouischen Jugendlichen – ein Nährboden für ihre Radikalisierung.
Annette Mokler, Programmkoordination Westsahara

Seit der Besetzung der Westsahara durch Marokko leidet die sahraouische Bevölkerung in den Flüchtlingslagern auf algerischem Boden unter Perspektivlosigkeit, der schlechten Versorgungslage und den harten klimatischen Bedingungen. Besonders für die Jugendlichen ist die Perspektivlosigkeit in den Lagern sehr entmutigend. Die Jugendorganisation der Sahraoui (UJSARIO) setzt sich für die Belange der sahraouischen Jugend ein. terre des hommes schweiz unterstützt die Jugendarbeit im Flüchtlingslager Smara (Flüchtlingsbevölkerung ca. 60‘000) der UJSARIO Smara. Zein Sidachmed ist Verantwortlicher für die Jugendarbeit der UJSARIO Smara.

Die Frustration nährt die Radikalisierung
In einem eindrücklichen Vortrag präsentierte Zein die Arbeit und die Lage der sahraouischen Jugend in den Lagern. Er brachte deutlich seine Sorgen um die sahraouische Jugend zum Ausdruck, die in einem sehr fragilen Kontext im Sahara-Raum aufwächst. Immer mehr Jugendliche äussern sich sehr frustriert über den Stillstand in der sahraouischen Sache: “Sie glauben nicht mehr daran, dass das Referendum, welches über die Selbstbestimmung der Sahraouis entscheiden soll, je durchgeführt wird.” Zein warnt, dass es im Moment noch möglich ist die Lage zu beruhigen, aber “Es wächst eine neue Generation heran, die den Mangel und die Perspektivlosigkeit so satt hat, dass sie bereit ist, wieder zu den Waffen zu greifen, um ihre Ansprüche zu verfolgen.” Solange es keinerlei ökonomische Perspektiven, keine bezahlte würdige Arbeit und keine Perspektiven für eine politische Lösung gibt, wird sich an diesem Trend nichts ändern.

Warnung vor Terrorismus und der Drogen-Mafia
Eine grosse Gefahr geht gemäss dem Jugendarbeiter auch von den terroristischen Bewegungen im Sahara-Raum und den Drogen-Mafias in den Nachbarländern wie Mali, Mauretanien und Marokko aus, die versuchen Jugendliche zu rekrutieren, die sonst keine Chancen für ihr Leben sehen, die sich in der Wüste zu bewegen wissen und ein entbehrungsreiches Leben gewohnt sind. Insbesondere warnte er vor der Unterstützung von Rebellengruppen, da durch die kriegerischen Auseinandersetzungen auch islamistische Gruppen an die Macht kommen können. Auch wenn es grundsätzlich positiv ist, dass Diktatoren gestürzt werden, sind mit der Destabilisierung der Systeme Gefahren verbunden.

Kontinuierliche Unterstützung wichtig
Mehrfach betonte der Besucher wie wichtig es ist die sahraouische Jugend vor diesen Einflüssen zu schützen. Dass dies der UJSARIO bisher so gut gelungen ist, so betonte der Jugendarbeiter, dazu hat substantiell auch die langjährige kontinuierlichen Unterstützung durch die Spenderinnen und Spender von terre des hommes schweiz beigetragen. Da es so viel andere Notwendigkeiten in den Lagern gibt – Aufrechterhaltung eines Gesundheitssystems und der Wasserversorgung, der Versorgung mit Lebensmitteln usw. – findet sich kaum eine andere Organisation, die sich der Jugend annimmt.

Austausch zu europäischen Gastfamilien
Neben der üblichen Jugendarbeit organisiert die UJSARIO den Austausch von jährlich über 10‘000 sahraouischen Kindern in europäische Gastfamilien. Die Kinder können damit den unerträglich heissen Sommermonaten, in denen das Thermometer auf 48 Grad Celsius klettert und dem kargen Lagerleben für kurze Zeit entfliehen und andere Kulturen kennenlernen. Zein Sidachmed ist dieses Jahr einer der Begleiter dieser Kinder. Seinen Aufenthalt in Europa nutzt er, um Unterstützergruppen zu besuchen. So auch terre des hommes schweiz in Basel.

Westsahara – der ungelöste Konflikt
Die Westsahara wurde 1975 nach dem Abzug der Kolonialmacht Spanien von Marokko besetzt. Etwa 150‘000 Sahraouis flohen vor den marokkanischen Angriffen mit Napalmbomben auf die Zivilbevölkerung nach Algerien, wo sie nun seit über 35 Jahren in vier Flüchtlingslagern in der Wüste nahe der Stadt Tindouf ausharren. Die sahraouische Befreiungsbewegung, liess sich 1991 auf einen Waffenstillstand ein, unter der Bedingung der Durchführung eines Referendums über die Unabhängigkeit der Westsahara. Dieses von der UNO geforderte Referendum wird aber von Marokko bis heute blockiert.

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