In den sahrauischen Flüchtlingslagern im Westen Algeriens darf das Coronavirus auf keinen Fall ausbrechen. Die medizinische Versorgung hätte der Pandemie nichts entgegenzusetzen, reicht es doch kaum für die alltäglichen Notfälle. Unsere Partner von UJSARIO in Smara und ihre Jugendlichen verbreiten darum lebenswichtige Informationen, denn die Sahrauis haben nur mit Prävention eine Chance.
Wenn eine sahrauische Familie Gäste hat, darf der Tee nicht fehlen. Traditionell wird das Getränk mehrmals aus einem Trinkglas ins nächste gefüllt bis ein Schaum entsteht. Das passiert in drei Runden. Jetzt müssen die Sahrauis hier mit der Hygiene penibel sein, sonst könnte sich das Coronavirus über die gebrauchten Gläser übertragen.
Zum Glück sind in den Flüchtlingslagern im Westen Algeriens noch keine Coronafälle aufgetreten. Die Grenzen zu Algerien und Mauretanien sind geschlossen, der Verkehr zwischen den fünf sahrauischen Lagern eingeschränkt. In Algerien sind 1900 Menschen an Covid-19 erkrankt, in Mauretanien sind bisher 9 gemeldet. Die Dunkelziffern dürften deutlich höher liegen.
Keine Gesundheitsversorgung
Die schnelle Reaktion der Frente Polisario – die sahrauische Unabhängigkeitsbewegung und de facto Regierung – hat das Schlimmste verhindert. In den Lagern ist die medizinische Versorgung in einem desolaten Zustand. Gegenüber Euronews schildert der sahrauischen Arzt Abdala Banani Saaid, dass dem Gesundheitspersonal gerade mal 600 Handschuhpaare und 2000 Masken zur Verfügung stehen. In den Flüchtlingslagern leben rund 170’000 Menschen, schreibt die UNO-Flüchtlingsorganisation (UNHCR). Keines der Gesundheitszentren in den sahrauischen Flüchtlingszentren sei für einen Covid-19-Ausbruch gewappnet, so Saaid weiter. «Nicht einmal das nationale Spital hat Beatmungsgeräte.»
Prävention ist also die wichtigste, weil einzige, Massnahme gegen das Coronavirus. Unsere Partner von der Jugendorganisation UJSARIO haben darum begonnen, Hygieneempfehlungen bekannt zu machen. Zum Beispiel mit einem Demovideo, um das wichtige Teeritual sicher gestaltet werden kann.
Die UJSARIO klären auch über das richtige und regelmässige Händewaschen und das Abstandhalten auf. Jugendliche und Mitarbeiter der Partnerorganisation haben in den Quartieren Plakate mit den wichtigsten Informationen aufgehängt und verteilt. So wissen die meisten über die Gefahr Bescheid und können sich entsprechend schützen. Informationen werden über die sozialen Medien und über das Radio verteilt und die Bevölkerung über die so wichtige Hygiene aufgeklärt.
Selbst wenn die Abstandsregeln eingehalten werden, die Gäste und Gastgebende kommen oft mit den Teppichen in Berührung. In der sahrauischen Kultur passiert vieles auf dem Boden: Der gemeinsame Teegenuss, Essen, Spielen oder Beisammensitzen. So ist eine Hygienemassnahme, die Teppiche an die Sonne und trockene Luft zu legen. Noch ist nicht genau bekannt, ob das dem Coronavirus den Garaus macht. Zum intensiven Teppichwaschen fehlt in den Camps mitten in der Sahara das Wasser. Die UV-Strahlen der Sonne sind daher besser als nichts.
Ein Einfallstor bleibt
Der Ausbruch des Coronavirus bleibt für die Sahrauis eine Gefahr, denn sie sind nach wie vor gänzlich von den Hilfsgütern des UNHCR abhängig. Im Moment werden die Güter weiterhin angeliefert, berichten unsere Partner vor Ort. Dieser unvermeidbare Kontakt nach aussen bleibt ein kleines Einfallstor für das Coronavirus. Darum unterstützt terre des hommes schweiz die UJSARIO in Smara bei der Sensibilisierungsarbeit, denn nur mit Prävention haben die Sahrauis eine Chance gegen das Coronavirus.
Helfen Sie mit, das Coronavirus zu bekämpfen.
Bilder: UJSARIO