In der besetzten Westsahara wird gegen den Willen der sahrauischen Bevölkerung Phosphat abgebaut. In den Transport des Rohstoffes sind immer wieder Schweizer Firmen involviert. So auch 2023, wie ein neuer Bericht zeigt. Am Abbau und Transport beteiligte Firmen unterstützen den Status Quo der Besetzung dieser letzten Kolonie in Afrika.
Das Phosphatgestein, das in der Mine Phosboucraa abgebaut wird, ist eine wichtige Grundlage zur Herstellung von Dünger. Das Problem ist, dass Phosboucraa in der besetzten Westsahara liegt. 1975 ist ein Grossteil der dort ansässigen sahrauischen Bevölkerung vor der marokkanischen Besatzung geflohen und lebt seither in Flüchtlingslagern in der Wüste Algeriens. Der Phosphatabbau, der laut internationalem Recht illegal stattfindet, ist eine lukrative Einnahmequelle für die Besatzungsmacht. In den Transport des Gesteins sind immer wieder Schweizer Firmen involviert, so auch 2023, wie ein soeben erschienener Bericht darlegt.
Gegen den Willen der sahrauischen Bevölkerung
Die in Genf ansässige Cargill International SA ist Betreiberin von zwei Schiffen, die Phosphatgestein aus der besetzten Westsahara transportierten: Die «Pearl Eternity» verliess den Hafen von El Aaiun in der Westsahara am 11. Mai 2023 in Richtung Mexiko, die «Oceanlove» am 29. September 2023 in Richtung Indien.
Der Abbau von natürlichen Ressourcen in der Westsahara ist laut internationalem Recht nur erlaubt, wenn die davon betroffene Bevölkerung zuvor ihr Einverständnis gegeben hat. Das Volk der Sahrauis, vertreten durch die Frente Polisario, hat sich jedoch mehrfach gegen den Abbau von Phosphat durch die staatlich-marokkanische Firma OCP ausgesprochen. Unternehmen, die in diesen Abbau involviert sind, sei es durch Transport oder Kauf des Materials, unterstützen den Status Quo der Besetzung. Sie sind mitverantwortlich dafür, dass der zermürbende Konflikt um die letzte Kolonie in Afrika ungelöst bleibt.*
Es droht ein Ausbau des Abbaus
Western Sahara Resource Watch, ein Netzwerk-Partner von terre des hommes schweiz, dokumentiert den Phosphatabbau in der besetzten Westsahara seit elf Jahren. Die Einnahmen sind besonders seit der russischen Invasion in der Ukraine 2021 stark gestiegen und belaufen sich 2023 auf geschätzte 400 Millionen US Dollar. Die meisten Exporte gingen letztes Jahr nach Mexiko, gefolgt von Indien und Neuseeland, ein sehr kleiner Teil ging nach Japan.
Marokko baut seit 2021 die Infrastruktur rund um den Phosphatabbau aus, womit die Einnahmen weiter steigen werden. So wird der Hafen in El Aaiun, von dem aus das Phosphatgestein verschifft wird, ausgebaut und es entstehen Fabriken, um in absehbarer Zeit fertige Düngemittel exportieren zu können.
*terre des hommes schweiz hat die Cargill International SA im März um Stellungnahme gebeten und keine Antwort erhalten.
Jetzt im Bericht von Western Sahara Resource Watch nachlesen, welche weiteren Unternehmen am Phosphathandel aus der besetzten Westsahara beteiligt sind:
Schwierige Lebensbedingungen und fehlende Perspektiven
Im besetzten Teil der Westsahara, in dem der Abbau stattfindet, kommt es zu massiven Menschenrechtsverletzungen, die von Organisationen wie Human Rights Watch oder dem UN-Komitee gegen Folter dokumentiert sind. In den Flüchtlingslagern, in denen der grösste Teil der sahrauischen Bevölkerung lebt, sind die Bedingungen extrem schwierig. Die Temperaturen erreichen zeitweise über 50 Grad, sodass Menschen dort kaum noch überlebensfähig sind. Hinzu kommen Sandstürme und Überflutungen und die Menschen sind abhängig von internationalen Hilfslieferungen. Die mangelnden Möglichkeiten und Perspektiven machen vor allem den jungen Menschen zu schaffen. terre des hommes schweiz unterstützt deshalb Projekte für Jugendliche im Flüchtlingslager Smara.
Die Menschen in den Flüchtlingslagern und im besetzten Gebiet warten auf die Durchführung des Referendums zur Selbstbestimmung, das 1991 im Rahmen eines Waffenstillstandsabkommens zwischen Marokko und der Polisario vereinbart wurde. Es wird seither von Marokko blockiert. Derweil bereichern sich die Besatzungsmacht und westliche Firmen an den Phosphatvorkommen in der besetzten Westsahara.