fbpx
Suche
microsoftteams image (39)

Starke Frauen für eine zukunftsfähige Welt

Es ist eine traurige Realität: Mädchen und Frauen werden in vielen Teilen der Welt auch heute noch aufgrund ihres Geschlechts ausgebeutet und misshandelt. Mit unseren Projekten im südlichen Afrika und in Lateinamerika geben wir ihnen die Chance, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich eine sicherere Zukunft aufzubauen.

Mariam John* ist 21 Jahre jung und gibt alles, um sich und ihre zwei kleinen Kinder über Wasser zu halten. Von ihrem Partner verlassen und von der eigenen Familie verstossen hat die junge Frau wieder Mut geschöpft, ihr Leben selbst zu gestalten und Verantwortung für ihre beiden Kinder zu übernehmen. Ihre Geschichte liest sich exemplarisch für das Schicksal vieler jugendlicher Mädchen im Süden Afrikas und zeigt auf, wie viel Kraft in ihnen steckt, wenn sie Selbstvertrauen und Unterstützung erhalten. Nachdem ihr Vater früh verstarb, lebte Mariam mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in der Grossstadt Mwanza. Mit 17 Jahren wurde sie zum ersten Mal schwanger. Damit ist sie kein Einzelfall, im Gegenteil: In Tansania wird jedes fünfte Mädchen vor der Volljährigkeit schwanger. Verhütung und Sexualität sind traditionell tabu.

Hoffnung auf ein besseres Leben

Mariams damaliger Freund war fast zehn Jahre älter als sie. Er sprach sie an, als sie nach der Schule Erdnüsse auf der Strasse verkaufte, um etwas zum Lebensunterhalt der Familie beizusteuern. Er schenkte ihr Kleider, etwas Essen und immer wie-der auch kleine Geldbeträge – vor allem aber versprach er ihr ein gutes, besseres und sorgenfreieres Leben. Mariam verliess schwanger die Schule und brachte Tochter Kara zur Welt. Als sie erneut schwanger war, wurde ihr Partner positiv auf HIV getestet, woraufhin er sich von Mariam trennte und sie ihrem Schicksal überliess. Mariam und ihr Kind hatten sich nicht mit dem Virus infiziert. Die junge Mutter machte sich mit ihrer Tochter und dem neugeborenen Sohn auf den Weg zurück zu ihrer Familie – in der Hoffnung, dort wieder ein Zuhause zu finden. Ihre Mutter und die Geschwister nahmen sie aber nicht wieder auf und Mariam war auf sich allein gestellt.

Der Armut entkommen

In ihrer Not erfuhr sie von Ebli. Unsere Partnerorganisation engagiert sich in Mwanza dafür, dass junge Mütter ohne Schulabschluss dank Aus- und Weiterbildungen aus eigener Kraft der Armut entkommen können. Davon profitierte auch Mariam, die in das Programm für junge Mütter aufgenommen wurde. Bei Ebli fand sie den emotionalen Halt, traf Frauen mit einem ähnlichen Schicksal und lernte, ihre Situation anzunehmen. Mariam ist eine Kämpferin, heute hat sie dank der Unterstützung ein eigenes kleines Geschäft: Sie verkauft Mais, um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Und sie hat wieder Träume: Mariam möchte ihren Kindern den Zugang zur Schule und ein gesundes Leben ermöglichen. Darüber spricht sie mit anderen jungen Frauen, klärt sie über ihre Rechte auf und motiviert sie, weiterhin die Schule zu besuchen. Weitere Themen, die ihr am Herzen liegen, sind Verhütung, ungewollte Schwangerschaften und falsche Versprechen – damit anderen Mädchen das Schicksal erspart bleibt, das ihr widerfahren ist.

20220509 104106811 ios 1
Mariam John verkauft ihren Mais und ihr Gemüse in der Nachbarschaft. Im Ausbildungsprogramm hat sie sich auch Computer- und Betriebswirtschaftskenntnisse für ihr eigenes Geschäft angeeignet. Foto: Gabriela Wichser

Die Talente junger Menschen stärken

Die Diagnose Aids veränderte auch das Leben von Nobuhle Kunene* aus Südafrika: Nachdem ihre beiden Eltern am HI-Virus gestorben sind, lebt die 17-Jährige heute mit ihren vier jüngeren Geschwistern bei ihren Grosseltern in den Townships der Region Kwa Zulu-Natal. Weil sie sich um die Geschwister und den Haushalt kümmern musste, brach sie die Schule ab. Damals war Nobuhle niedergeschlagen und hatte keine Perspektive mehr. Dies änderte sich, als sie im Jugendzentrum aktiv wurde, das von unserer Partnerorganisation Dlalanathi gefördert wird. Die Organisation stärkt die Talente von Jugendlichen in Südafrika, ermutigt sie, eine Ausbildung zu absolvieren und sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Für Nobuhle war der Kontakt zu Dlalanathi sehr hilfreich: Sie kam in einem geschützten Raum mit gleichgesinnten Jugendlichen zusammen, lernte persönliche, realistische Ausbildungspläne zu erstellen, um auf eigenen Beinen stehen zu können. So bekam sie in einem Workshop die Grundlagen des ökologischen Gemüseanbaus vermittelt und begann, ihre eigenen Produkte anzupflanzen. Heute verkauft sie Peperoni, Chilis und Kohl auf dem Markt, sie kann auf diese Weise für sich und ihre Geschwister sorgen. Nobuhle hat ihre Chance genutzt und ist stolz auf ihr eigenes kleines Projekt, das ihr die nötige Unabhängigkeit und ein gesundes Selbstbewusstsein gibt. Jugendliche wie Nobuhle gehen gestärkt aus dem Dlalanathi-Projekt hervor und haben so die Kraft, sich gegenseitig zu unterstützen und sich zum Beispiel mit selbstangepflanzten Produkten auszuhelfen.

Selbstbestimmt und frei

Mädchen und Frauen stärken – dies ist eines der erklärten Ziele von terre des hommes schweiz. Denn allein aufgrund ihres Geschlechts benachteiligte Mädchen und Frauen brauchen Schutz und die Chance, ihre Zukunft aktiv mitzugestalten. Zusammen mit unseren Projekten und der Mitwirkung von Jugendlichen vor Ort setzt sich terre des hommes schweiz dafür ein, junge Frauen vor Ausbeutung und Gewalt zu schützen und ihnen zu einem selbstbestimmten Leben zu verhelfen. Aufklärung spielt in allen Projekten eine grosse Rolle, denn gerade Mädchen und junge Frauen sind darauf angewiesen, zu wissen, wie sie ungewollte Schwangerschaften vorbeugen und selbstbestimmt auf ihre Gesundheit achten können. Kurse über sexuelle und reproduktive Gesundheit helfen ihnen dabei. In einem weiteren Schritt ist es zudem wichtig, die unternehmerischen Fähigkeiten der Frauen zu stärken, damit sie ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und unabhängig leben können.


Im Sinne der Agenda 2030

Mit unserem Engagement tragen wir aktiv dazu bei, die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung umzusetzen, die in der Agenda 2030 formuliert sind. Ziel 3 bezieht sich explizit auf die Gesundheit, Ziel 5 auf Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung aller Frauen und Mädchen. Wer Frauen stärkt, investiert in eine zukunftsfähigere Welt. Mit Partnerorganisationen wie Ebli und Dlalanathi engagiert sich terre des hommes schweiz zusammen mit jungen Frauen wie Mariam John* und Nobuhle Kunene* für gerechtere Lebensbedingungen. Die beiden sind der beste Beweis dafür, dass Frauen in der Lage sind, für sich und ihre Familien zu sorgen und einen wirtschaftlichen Beitrag zu leisten – wenn sie die Chance dazu erhalten.


* Namen von der Redaktion geändert.

Autorin: Valerie Wendenburg, Medien und Kommunikation bei terre des hommes schweiz

Nach oben blättern