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Junge Frau im Vordergrund, Lager im Hintergrund.

Westsahara: Weniger Phosphatabbau, neue Schweizer Firma

Im Kampf gegen den illegalen Ressourcenabbau erringen die Sahrauis einen Teilerfolg. Noch nie wurde aus der von Marokko besetzten Westsahara so wenig Phosphat exportiert, berichtet Western Sahara Resource Watch. Immer mehr Konzerne meiden das Exportgut. Die Lage wäre noch besser, würde eine Schweizer Firma nicht in die Bresche springen.

Im vergangenen Jahr verliessen 19 Schiffsladungen mit insgesamt rund einer Million Tonnen Phosphat die Westsahara. Damit ist das Exportvolumen gegenüber dem jährlichen Durchschnitt der letzten sechs Jahren um 0.8 Millionen Tonnen geschrumpft. Das geht aus dem aktuellen Bericht «P for Plunder» von Western Sahara Resource Watch (WSRW) hervor, an dem auch terre des hommes schweiz beteiligt war. Die Organisation beobachtet die Ressourcenausbeutung im westafrikanischen Gebiet, das von Marokko besetzt ist. Laut UNO ist die Ausbeutung von Ressourcen gegen den Willen des sahrauischen Volkes gegen internationales Recht.

Schweiz leistet keinen Beitrag
Der Rückgang der Phosphat-Exporte ist vor allem auf den Stopp der Importe in die USA und Kanada zurückzuführen. Der Konzern Nutrien gab dem grossen Druck gegen seine ethisch und rechtlich bedenklichen Geschäfte in der Westsahara nach. Nutrien schliesst sich damit an die diversen Konzerne an, die den Handel mit dem Konfliktmineral seit 2011 aufgaben. Laut Recherchen von WSRW exportierten damals 15 Konzerne weltweit das Konflikt-Phosphat aus der Westsahara. Heute sind es noch sechs bis sieben. Das Konflikt-Phosphat geht nach Indien, Neuseeland, China und Brasilien.

Die Schweiz kann sich leider nicht rühmen, einen Beitrag am Rückgang geleistet zu haben. Vergangenen November transportierte die in Lugano ansässige Logistikfirma Nova Marine Carriers SA mit dem Schiff Siders Tis geschätzt 54’400 Tonnen Phosphat vom in der besetzten Westsahara gelegenen Hafen El Aaiun nach Paradip in Indien. Nova Marine Carriers SA ist nicht die einzige Schweizer Firma, die in den widerrechtlichen Phosphathandel aus der Westsahara verwickelt ist. Die schweizerische LafargeHolcim Gruppe unterhält dort enge Geschäftsbeziehungen mit dem marokkanischen Königshaus: Beide besitzen je eine Hälfte von LafargeHolcim Maroc, die den Phosphat-in El Aaiun gebaut hat. terre des hommes schweiz verfolgt die Aktivitäten der Schweizer Firmen in der Westsahara.

Mehr Gewinn als Hilfsgüter
Trotz Rückgang beläuft sich der Gewinn aus dem Phosphatexport für die Besatzungsmacht Marokko immer noch auf 90 Millionen US-Dollar. Dieser Betrag steht in grossem Kontrast zu den insgesamt 37 Millionen US-Dollar an Hilfsmitteln, die Algerien von der UN-Flüchtlingsorganisation (UNHCR) letztes Jahr bekommen hat. Von diesem Topf hängen auch die sahrauischen Flüchtlingslager im Westen Algeriens ab. Dort lebt das vertriebene Volk nun bereits in der dritten Generation. terre des hommes schweiz unterhält in den Flüchtlingslagern Projekte zur Unterstützung der heranwachsenden Jugendlichen.

Die Rolle der Importländer und Unternehmen im vergessenen Konflikt in der Westsahara steht immer wieder in der internationalen Kritik. Marokko hält seit 1975 einen Teil der Westsahara besetzt, wobei kein Staat der Welt die territorialen Ansprüche Marokkos anerkennt. Die rechtliche Grundlage ist klar: Ressourcenausbeutung in einem nicht-selbstre­gierten Gebiet, wie es die Westsahara ist, verstösst gegen internationales Recht, wenn sie gegen den Willen des betroffenen Vol­kes geschieht. Das sahrauische Volk hat sich immer wieder ex­plizit gegen Ressourcenausbeutung und generell gegen Firmenaktivitäten von marokkanischen und anderen ausländischen Firmen in der besetzten Westsahara ausgesprochen.

Dossier zum Ressourcenabbau in der Westsahara
Ressourcenausbeutung in der Westsahara, Hintergrund und Schweizer Firmen (PDF)
P wie Plündern 2019 – Zusammenfassung auf Deutsch (PDF)

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